Paulus
... Die eleganteste Rechtfertigung für die Umorientierung durch Paulus (Bousset: “... er verkündigte ja nicht den Glauben Jesu, sondern den Glauben an Jesus”, zitiert bei Jüngel, S.12) finden wir bei Jülicher (zitiert bei Jüngel, S.10): “Die Theologie des Apostels, die 'unzweifelhaft etwas der Heilsverkündigung Jesu Fremdes in den Vordergrund' treten läßt, war notwendig, weil der überraschende Untergang Jesu sonst 'den Erfolg seiner gesamten Heilsverkündigung zu vernichten' drohte”.
Es fehlt natürlich auch nicht an “psychologischen” Verstehenshilfen. Theißen sei diesbezüglich schlaglichtartig zitiert: “Bei Paulus wird ... ein Prozeß sichtbar, bei dem das Ich des Christen eine gesteigerte Urteilskompetenz erhält. Es erhält durch die Gabe des göttlichen Pneumas und der Prophetie göttliche Urteilskompetenz” (S. 110 f).
Wir müssen bei Paulus “bis zum Beweis des Gegenteils mit einer unbewußten Umdeutung der Schrift (gemeint: Altes Testament) rechnen, die objektiv wohl eine exegetische Fehlleistung, subjektiv jedoch eine stimmige Deutung war. Eine solche objektive Fehlleistung wäre freilich nur erklärbar, wenn hinter ihr eine gewaltige psychische Dynamik steht, ein Engagement, das nicht mehr zu Objektivität fähig ist ...” (S. 135 f) ....